Wissensartikel
Wie kann man nach einer Krebsoperation im Hals die Stimme verbessern?
Auffälligerweise wird jedoch bei Patienten mit Kehlkopfkrebs die postoperativ resultierenden Stimmstörungen im Unterschied zu sonstigen Heiserkeiten offensichtlich allzu leicht akzeptiert und üblicherweise keine logopädische Stimmtherapie veranlaßt. Dabei kommt der postoperativen Stimmfunktion aus Sicht der Patienten eine besonders große Bedeutung zu, beinhaltet sie doch nicht selten schwerwiegende Einschränkungen der persönlich, sozial und oftmals eben auch noch beruflich unverzichtbaren sprachlichen Kommunikation. Mit einer postoperativen Stimmrehabilitation ist nach bisherigen Erfahrungen dieses Konzept auch gegenüber einer primären Bestrahlungsbehandlung in mehrfacher Hinsicht überlegen.
Die spezielle Aufgabe dieser logopädischen postoperativen Stimmrehabilitation liegt im Aufbau einer individuell-optimalen Ersatzphonation. Mit dem Begriff „Ersatzphonation“ (Ersatzstimmgebung) wird zum Ausdruck gebracht, daß nach einer operativ unvermeidlichen Destruktion die Stimme nie wieder normal werden kann. Je nach tumorbedingtem Ausmaß der Operation lassen sich solche Ersatz-Phonationen auf unterschiedlichen Ebenen im Kerhlkopf anbilden, entweder weiterhin auf der Ebene der Stimmlippen (glottisch bzw. pseudo-glottisch), auf der Ebene der Taschenfalten (ventrikulär) oder im Kehlkopfeingang (ary-epiglottisch).
Hierfür hat die Göttinger Universitätsklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie im Rahmen eines Projektes der Deutschen Krebshilfe e. V. mit der „Funktionalen Stimmrehabilitation“ eine Therapiesystematik entwickelt, die mit einer ebenfalls neuen akustischen Stimmanalyse (Göttinger Heiserkeits-Diagramm“) objektiviert und gemessen werden können (http://www.med.uni-goettingen.de). Diese stimmrehabilitativ erzielten Stimmleistungen erlauben – anders als nach einer totalen Kehlkopfentfernung – in den meisten Fällen sogar die Wiederaufnahme auch der beruflichen Tätigkeit, oftmals sogar im alten Beruf. Je nach Entfernung zum Wohnort erfolgt diese Stimmrehabilitation mit 2-3 Einzeltherapien werktäglich ambulant mit täglicher Anfahrt der Patienten oder aber mit Hotelunterbringung am Behandlungsort. Hierfür muß vor Behandlungsbeginn von der behandelnden Klinik bei den Krankenkassen die Kostenübernahme beantragt und begründet werden.
Der Kehlkopf ist um so sicherer und die Stimme um so besser zu erhalten, je früher der Tumor entdeckt wird und je weniger Gewebe operativ entfernt werden muß.. Deshalb sollte jede Heiserkeit, die länger als 3 Wochen bestehen bleibt, fachärztlich abgeklärt werden. Zögern Sie deshalb nicht, frühzeitig zum Facharzt zu gehen.
(E. Kruse)
Literatur
Kruse, E., Bender, E., Steiner, W.: Die Stimme bleibt. Funktionale Stimmrehabilitation nach Kehlkopfkrebs. Medien in der Medizin, Georg-August-Universität Göttingen, 1997
Steiner, W. (Hrsg): Endoskopische Laserchirurgie der oberen Luft- und Speisewege. Thieme Verlag, Stuttgart New York, 1997.