Wissensartikel
Wie entsteht Heiserkeit?
Dazu müssen wir zunächst verstehen, wie der normale Stimmklang entsteht. Hier eine einfache Erklärung: Bei einer Geige hört man einen Ton, wenn die Saiten schwingen. Bei der menschlichen Stimme müssen die die „Stimmbänder“, korrekt: Stimmlippen, in Schwingung versetzt werden. Wie kommt es zur Bewegung der Stimmlippen?
Die Schwingungen der Stimmlippen beruhen auf dem Gleichgewicht zwischen Ausatemdruck und der Muskelspannung der Stimmlippen. Beim Atmen müssen die Stimmlippen im Kehlkopf seitlich auseinander stehen, damit Luft in die Lunge ein- und ausströmen kann. Wenn man einen Ton singt oder spricht, werden die Stimmlippen durch Drehung der Stellknorpel zur Mittel gedreht, so dass sie sich auf ganzer Länge berühren. Die Stimmritze ist jetzt verschlossen. Wenn man dann ausatmet, baut sich unterhalb der Stimmlippen einen Druck auf, der die Stimmlippen zur Seite drängt. Mit zunehmender Luftgeschwindigkeit sinkt der Druck in der Stimmritze und die Stimmlippen bewegen sich aufgrund ihrer Eigenspannung wieder zur Mitte zurück. Das ständig wiederholte Schließen und Öffnen der Stimmritze versetzt die Luftsäule in Schwingung, es entsteht ein Ton.
Jede Störung dieses komplizierten Bewegungsablaufes beeinträchtigt die Stimmqualität: die Stimme klingt „heiser“. Der Begriff „Heiserkeit“ lässt sich jedoch noch genauer beschreiben. Man unterscheidet Rauigkeit und Behauchtheit einer Stimme.
Rauigkeit wird verursacht durch Schwingungsunregelmäßigkeiten verschiedener Ursachen (z.B. Stimmlippenschwellung bei einer Kehlkopfentzündung, Stimmlippenpolyp). Die Schwingungsunregelmäßigkeiten können die Amplitude und die Frequenz der Stimmlippenbewegung betreffen. Geringe Schwankungen von Amplitude und Frequenz kommen auch bei der normalen Stimme vor. Erst wenn die Unregelmäßigkeit ein bestimmtes Ausmaß überschreitet, klingt die Stimme rau.
Behauchtheit entsteht dann, wenn sich beide Stimmlippen während des Schwingungszyklus nicht berühren. Wenn die Stimmritze während der Schwingungsphasen nie ganz geschlossen ist, entweicht mehr Luft, als zur Stimmgebung notwendig. Die durch den Stimmlippenspalt durchtretende Luft wird verwirbelt und verursacht Zusatzgeräusche, die der Hörer als Behauchtheit wahrnimmt (z.B. bei einer Stimmlippenlähmung).
(M. Tigges)
Literatur für Experten
Sataloff RT The human voice Sci Am 1992 Dec;267(6):108-115 ist
Fritzell et al 1986, Hirano M: Clinical examination of voice, Springer New York 1981