Die DGPP

Service für Patienten

Veranstaltungen

Mitgliederbereich

Wissensartikel

Warum kann ich im Alter nicht mehr so gut singen und was kann man tun?

Ebenso wie sich die geistig körperliche Leistungsfähigkeit im Alter verändert (biologische Altersinvolution), kann die Gesangstimme einen Funktionswandel erfahren.

Die Symptome der Altersstimme weisen eine außerordentlich große Vielfalt und Streubreite auf. Sie entwickeln sich zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr langsam zunehmend. Bedingt durch hormonelle Einflüsse der Wechseljahre verändert sich die Gesangstimme bei der Frau früher als beim Mann.

Das Altwerden der Stimme ist ein komplexer Prozeß, der sowohl durch allgemeine psycho- physische Leistungsminderung als auch durch eine Summation vom Defiziten verursacht sein kann, in die sämtliche Funktionsbereiche der Stimme mehr oder weniger einbezogen sein können. Gemeint sind Atmung, Kehlkopf, Resonanzräume des Mundrachens sowie deren Bewegungs- und Kontrollsysteme. Aus dem großen Komplex möglicher Stimmveränderungen im Alter seien folgenden typische Symptome hervorgehoben:

– Eingeschränkte gesangstimmliche Leistungsfähigkeit.
– Verminderung der Durchdringungsfähigkeit und Tragfähigkeit der Stimme.
– Beeinträchtigung der Lautstärkeregulation mit besonderen Schwierigkeiten, im Piano zu singen.
– Änderungen des Timbres (matte, farbarme, brüchige, instabile Stimme mit Wandel des Vibratos zum Tremolo).
– Beeinträchtigung des Stimmsitzes.
– Intonationsschwierigkeiten (z.B. Detonieren, d. h. Stimmabweichung nach unten).
– Verlängerte Erholungszeit der Stimme nach Stimmeinsätzen usw.

Besonders gravierend können sich im Alter gehäuft auftretende chronische Allgemeinerkrankungen sowie ungünstige äußere Bedingungen ( z. B. Raumakustik, Raumklima ) auswirken.

Was bedeutet das alles und was kann man tun? Für den Sänger muß das „Altwerden der Stimme“ nicht das Ende seiner beruflichen Laufbahn bedeuten, sofern es ihm gelingt mit Hilfe der ihm verbliebenen stimmlichen Fähigkeiten andere künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten zu finden. Darüber hinaus können Stimmveränderungen im Alter vor allem in Abhängigkeit vom jeweiligen gesanglichen Leistungsvermögen in gewissen Grenzen und unter bestimmten Voraussetzungen kompensiert werden ( z. B. Einhaltung individueller Gesangspausen, Veränderungen des Genres, Einhaltung einer allgemeinen Stimmhygiene, gesangspädagogische Beratung ).

Grundsätzlich sollten sich jedoch gerade ältere Sängerinnen und Sänger bei Stimmveränderungen zunächst einer ärztlichen Untersuchung zwecks Ausschluß einer Organerkrankung des Kehlkopfes unterziehen ( z. B. Stimmbandknötchen, Stimmbandgeschwulst, Kehlkopfentzündung, Stimmbandschwellung, Stimmbandlähmung ). Es ist auch Aufgabe stimmärztlicher Untersuchung festzustellen ob eine medizinische Stimmübungsbehandlung als Voraussetzung für eine Leistungs- und Qualitätsverbesserung der Gesangstimme angezeigt ist.

(R. Arold)