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Nach saurem Aufstoßen fühle ich einen Kloß im Hals und die Stimme schnürt sich zu. Was kann das bedeuten?

Wenn Sie unter den Symptomen Aufstoßen, Sodbrennen, Kloßgefühl im Hals, Heiserkeit, Mundgeruch, Schluckbeschwerden, Ohrenschmerzen, Halsschmerzen, chronischer Husten, Räusperzwang, Trockenheitsgefühl, Verschleimung, Hustenreiz, Stimmversagen, Stimmermüdung, belegte Stimme, Druckgefühl, Störung der Singstimme, „Kitzeln“ im Hals, Aphonie (Stimmlosigkeit), Erstickungsanfälle, Brennen, Stimmanstrengung, Engegefühl leiden oder wenn bei Ihnen bereits die Diagnosen Magengeschwüre, Bronchialasthma, Papillome des Kehlkopfes, Bronchitis, chronische Kehlkopfentzündung festgestellt wurden, sollten Sie sich unbedingt einer phoniatrisch-pädaudiologischen Untersuchung unterziehen.

Es ist nämlich neuerdings festgestellt worden, daß als eine möglichen Ursachen für die genannten Beschwerden und Diagnosen eine Störung der Säureproduktion im Magen oder ein Rückfluß von Magensäure über die Speiseröhre in den Kehlkopf und die Bronchien (sog. gastroösophagealer Reflux) verantwortlich gemacht werden kann. Die Magensäure führt dort zu Reizungen, Schmerzen und Mißempfindungen und schlimmestenfalls zu einer chronischen Entzündung des Kehlkopfes. Diese Entzündung kann nicht mit einer Behandlung des Kehlkopfes, sondern nur mit einer Behandlung des Magens gebessert werden. Dafür gibt es neue Medikamente und schonende, sog. minimal-invasive Operationsverfahren, über die Sie ggf. mit einem Gastroenterologen oder Bauch-Chirurgen sprechen werden.

Wenn phoniatrisch-pädaudiologische Untersuchungen Anhaltspunkte dafür ergeben haben, daß bei Ihnen ein Reflux vorliegen könnte, wird in der Regel eine zusätzliche gastroenterologische Untersuchung veranlaßt um den Reflux direkt nachzuweisen. In einigen Fällen wird sogar eine schlafmedizinische Untersuchung durchgeführt werden müssen, um einen nächtlichen, von Ihnen selbst unbemerkten Reflux auszuschließen.

Da der Magensaft Salzsäure enthält, wird die Schleimhaut, die nicht vor der Verätzung geschützt ist, durch den Säurereiz geschädigt. Das gilt besonders für die Speiseröhre, für den Hypopharynx, (unterer Rachenabschnitt), für den Kehlkopf und im Besonderen für die Stimmlippen, aber auch für die Luftröhre und für das Lungengewebe.

U.a. Reflux kann dadurch verursacht werden, daß der Magen nach oben nicht ausreichend abschließt (Sphinkterinsuffizienz) oder daß der Magen durch einen sog. Zwerchfellbruch (Hiatushernie) ein kleines Stück in den Brustkorb eindringt. Außderdem können bestimmte „ungesunde“ Ernährungsgewohnheiten (häufig zu große Mahlzeiten, späte abendliche bzw. nächtliche Mahlzeiten) vorliegen und die Magensäureproduktion erhöht sein. Besonders gefördert wird der Reflux durch häufiges Essen von sauren und fetten Speisen, Süßigkeiten, Getränken mit Kohlensäure, scharf gebratenem, geröstetem und getoastetem Essen, Kaffee und Alkohol. Selten wird Reflux verursacht durch Medikamente, die den Kalziumstoffwechsel beeinflussen, durch Asthma-Medikamente, Hustensäfte u.a.

Neuerdings ist erkannt worden, daß Reflux auch bei einer Schlafapnoe-Erkrankung auftritt. Der Magensaft wird dann in den Apnoe-Phasen durch einen sich entwickelnden Unterdruck angesaugt, gelangt in die Speiseröhre und führt dort zu Verätzungen.

Der phoniatrisch-pädaudiologische Kehlkopf- und Stimmfunktionsbefund gibt Auskunft darüber, ob bei Ihnen eine Reflux-Krankheit vorliegen kann.

Literatur

Koufmann JA:The otolaryngologic manifestations of gastrooesophageal reflux disease (GERD), Laryngoscope 101 (1991): 1

Teschler H, Wessendorf TE: Automatisches CPAP. In: Kompendium Schlafmedizin für Ausbildung, Klinik und Praxis. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, Hrsg. H. Schulz, ISBN 3-609-76660-3.

(H.-J. Radü)