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Ich leide an einer Dystonie mit Heiserkeit (spasmodische Dysphonie). Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?

Es gibt die verschiedensten Behandlungsansätze, jedoch leider zur Zeit nur sehr selten eine richtige Heilung der spasmodischen Dysphonie. Logopädische Stimmübungen haben bei der spasmodischen Dysphonie, auch wenn sie intensiv im Rahmen z.B. einer stationären Stimmheilkur durchgeführt werden, oft keinen Erfolg. Psychotherapie und psychosomatisch orientierte Therapieansätze sind nur sinnvoll für Patienten, deren Stimmstörungen primäre psychogene Ursachen haben. Die Erfolgsaussichten sind meist eingeschränkt. Yoga und autogenes Training erscheinen wertvoll für die Betroffenen, da sie helfen können, besser mit der Stimmstörung umzugehen. Akupunktur und verwandte Methoden können in der Regel nicht schaden, führen jedoch nach derzeitiger Lehrmeinung nur in Ausnahmefällen zur Stimmverbesserung. Die medikamentöse Behandlung ist erheblich durch die systemischen Nebenwirkungen der verabreichten Mittel belastet (z.B. Hautreaktionen, Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen bis hin zu vegetativen Entgleisungen, deliranten Syndromen). Was operative Möglichkeiten angeht, sei die einseitige Durchtrennung des Nervus recurrens (der die Stimmlippenmuskel versorgende Nerv) genannt, die zur vorübergehenden zum Teil sehr eindrucksvollen Besserung auch bis zu 3 Jahren führen kann. Jedoch sind Rezidive häufig und aufgrund des irreversiblen Charakter dieses Eingriffes oder ähnlicher Verfahren ist nach dem heutigen Wissenstand davon abzuraten.

Eine sehr wirksame Linderung der Stimmbeschwerden kann seit der Einführung der Botulinum-Toxin Therapie (1987) ermöglicht werden. Dabei wird amublant unter örtlicher Betäubung entweder peroral (durch den Mund bei herausgezogener Zunge) oder perkutan (d.h. von außen durch die Haut, dann unter gleichzeitiger elektromyographischer Kontrolle), das Toxin in extrem niedriger Dosierung in die Kehlkopfmuskulatur entweder ein- oder beidseitig injiziert. Die Wirkung setzt ca. 1 bis 2 Tage später ein: eine deutliche Reduzierung bis hin zur völligen Aufhebung der Stimmverkrampfungen. Die Nebenwirkung ist immer lokal und vorübergehend (1 bis 2 Wochen) und durch die ein- oder beidseitige Stimmlippenschwächung verursacht. Gelegentlich kann es auch in den ersten Tagen zum Verschlucken kommen. Der Behandlungseffekt hält ca. 4 ”“ 7 Monate an. Dann setzen allmählich die Stimmlippenspasmen wieder ein und die Behandlung muß wiederholt werden. Die beschriebene Wirkung setzt bei ca. 95 % der Patienten ein. Bisher wurde nicht über ein Nachlassen der Wirkung bei wiederholten Injektionen berichtet.

Generell wichtig ist es, dass vor jedwedem Behandlungsansatz neben einer phoniatrischen Untersuchung eine ausführliche Differentialdiagnostik (neurologisch, internistisch, psychologisch) erfolgen sollte, um die Diagnose einer primären spasmodischen Dysphonie zu sichern, die heutzutage dem neurologischem Formenkreis der Dystonien (als fokale Dystonie des Kehlkopfes), also zentralnervösen Bewegungsstörungen, zugeordnet wird.

(P. Zwirner)