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Ich bin Sänger und soll Medikamente einnehmen. Welche Medikamente können meine Stimme beeinträchtigen?

Grundsätzlich gilt:

Das gleiche Medikament kann in der gleichen Dosierung bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Wirkungen und Nebenwirkungen hervorrufen.

Es gibt bei jedem Medikament dosisabhängige und dosisunabhängige Wirkungen. Im Einzelfall kann eine unerwuenschte Wirkung ebenso bei Ueberdosierung (einem „Zuviel“) auftreten als auch bei einer unter Umständen nur einmaligen, normal dosierten Gabe. Letzteres gilt vor allem fuer allergische Reaktionen.

Medikamente haben meist komplexe Wirkungen auf verschiedene Funktionssysteme im Körper. Wir unterscheiden zwischen gewuenschten Wirkungen und (unerwuenschten ) Nebenwirkungen. Letztere werden auf den Medikamentenbeipackzetteln (Patienteninformationen) angegeben.

Praktische bedeutsame (Neben-)Wirkungen von Medikamenten auf die Stimmfunktion können wie folgt unterschieden werden:

Beeinträchtigung der für die Stimmfunktion wichtigen Koordinationsmechanismen des Zentralnervensystems – Hierher gehören antriebssteigernde Mittel („Stimulanzien“) und Appetitszuegler (Amphetamine), aber auch Schlaf- und Beruhigungsmittel (Benzodiazepine, Barbiturate) sowie Mittel zur Kontrolle des „Lampenfiebers“ (sog. Beta-Blocker). Sprays, Gurgel-Lösungen und Lutschtabletten zur Behandlung von Erkältungen enthalten oft örtliche Betäubungsmittel (Benzocain), welche die Eigenwahrnehmung der muskulären Spannung im Stimmapparat stören.

Beeinflussung der Schleimhautsekrete in den oberen Luftwegen – Vor allem die Minderung der Schleimproduktion wird als Trockenheitsgefuehl oder unbestimmte Missempfindung wahrgenommen und kann zu einer erheblichen Stimmbeeinträchtigung fuehren. Medikamente gegen allergische Erkrankungen wie z.B. Heuschnupfen (die von Sängern häufig auch zur bewussten Reduzierung von störenden Schleimbildungen eingenommen werden), gehören hierher (Diphenhydramin). Mittel gegen Bluthochdruck (Clonidin), Hustenreizdämpfer (Codein), stimmungsaufhellende Medikamente (Amitryptilin) können ebenso wie der Gebrauch alkoholischer Lösungen bei Mundspuelungen und Inhalationen die Schleimhauttrockenheit steigern.

Strukturelle bzw. Gewebeveränderungen an den Stimmlippen – Veränderungen in Masse, Elastizität und damit Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen können durch Hormonpräparate hervorgerufen werden, die in „Muskelaufbau-„Mitteln, Medikamenten zur Behandlung der Klimakteriumsbeschwerden sowie Antikonzeptiva („Pille“) enthalten sind. Gewarnt werden muss auch vor dem unkritischen Gebrauch von bestimmten Schmerzmitteln (Azetylsalizylsäure), deren blutgerinnungshemmende Nebenwirkung zu Einblutungen in die Stimmlippen (insbesondere bei Sängerinnen) fuehren kann.

Da Medikamenten-Nebenwirkungen sich im Beginn durch ganz uncharakteristische Beschwerden äußern können, ist eine subtile Untersuchung des Stimmorgans oft der entscheidende Diagnose-Schritt. Die spezielle Sachkompetenz des Phoniaters sowie moderne Untersuchungsmethoden wie Video-Laryngostroboskopie und Stimmschallanalyse schaffen daher beste Voraussetzungen gerade fuer die Behandlung von professionellen Stimmnutzern wie Sängern, Schauspielern und Lehrern. Detaillierte Informationen finden Sie u.a. auf der NCVS-Homepage.

(F. Pabst)